Menschen am Rand
Fotografien von Jindřich Štreit (CZ)
2017
Im Gegensatz zu den offiziellen idyllischen Bildern der 1980er Jahre zeigte Štreit das kollektivierte sozialistische Dorf aus der Zeit der so genannten „Normalisierung“. 1982 wurden Štreits Fotografien, die im Zuge der allgemeinen Wahlen von 1981 entstanden waren, beschlagnahmt, er selbst verhaftet und wegen Diffamierung des Präsidenten und des Landes zu 10 Monaten Haft verurteilt und mit Berufsverbot belegt.
Mit der Wende von 1989 erfolgte seine Rehabilitierung. Štreit hat das
dörfliche Leben auch in anderen Ländern fotografiert. Neben der Dokumentation des Landlebens taucht Štreit vermehrt auch in die Realität anderer Communities, wie zum Beispiel alter Menschen, Behinderter, Drogensüchtiger und Gefangener, ein.
Wie findet Štreit den Weg zu diesen Menschen?
"Ich meine, dass man vor allem mit diesem Milieu und den Menschen
innerlich verbunden sein muss. Es ist eine Frage der Kontemplation und
der Bindung an die Menschen, dann gelingt es. Ich meine, dass der
Fotograf ein wenig demütig sein muss. Er verlangt etwas von den
Menschen, aber muss ihnen auch etwas von sich selbst geben. Das gegenseitige Verständnis ermöglicht ihm, die Verbindung zu dem Milieu
und dadurch zurück zu den Menschen herzustellen."
Jindřich Štreit arbeitet seit 1994 als selbständiger Fotograf und unterrichtet
an der Prager Filmakademie und an der Schlesischen Universität in Opava. 2009 wurde er vom tschechischen Präsidenten zum Professor für
Angewandte Kunst ernannt.
Die Ausstellung zeigt Arbeiten aus dem Zyklus „ Kde domov můj? / Wo ist mein Heim?“ aus dem Jahr 2016 und Vintage-Prints aus den 1980er und 1990er Jahren.